Ouzo kennt jeder- aber Tsipouro? Dabei ist der griechische Grappa mindestens genauso beliebt. Es gibt sogar eigene Lokale, die auf den Ausschank von Tsipouro spezialisiert sind, die Tsipouradika. Dort genießt man das hochprozentige Getränk in Verbindung mit einer Auswahl von kleinen Appetithappen – Mezedes.
Historie
Wahrscheinlich wurde der erste Tsipouro im 14. Jahrhundert von Mönchen des heiligen Bergs Athos hergestellt. Danach verbreitete sich das Getränk vor allem in Nordgriechenland. Bis ins 20ste Jahrhundert hinein wurde Tsipouro ausschließlich in Hausbrennereien produziert. Und auch heute noch wird er oft –vor allem auf dem Land- in der eigenen Küche „gebrannt“. Er gilt daher auch als „selbstgebrannter Bauernschnaps“.
Herstellung
Ausgangsprodukt für Tsipouro ist Trester, also der Rückstand, der nach der Pressung von Weintrauben verbleibt. Dieser Trester wird zunächst etwa 30 Tage lang vergoren, um ihn alkoholisch zu machen. Das vergorene Gemisch wird nun destilliert oder –im Volksmund- „gebrannt“ .
Dazu wird es in einem Kessel langsam erhitzt. Die Dämpfe werden in ein an den Kessel angeschlossenes Rohrleitungssystem geführt, dessen Ende gekühlt wird. Dort kondensiert der Dampf und tropft in ein Auffanggefäß. Da Alkohol bei geringeren Temperaturen verdampft, als der wässrige Rest des Tresters, enthält dieses Kondensat, „Souma“ genannt, nun wesentlich mehr Alkohol als sein Ausgangsprodukt.
Um den Tsipouro aber noch hochprozentiger und klarer zu machen, wird er ein zweites mal destilliert, manchmal unter Zugabe von verschiedenen Gewürzen, wie Anis, Mastix oder Fenchel. Der erste und letzte Teil dieses zweiten Kondensats wird noch ein drittes mal destilliert, um unerwünschte Produkte daraus zu entfernen. Aus 15 Kilo vergorenem Trester gewinnt man auf diese Weise ungefähr 2,5 Liter Tsipouro mit einem Alkoholgehalt von etwa 40%.
Genuss
Mit einem Eiswürfel ist ein Gläschen Tsipouro ein köstlicher Aperitif. Nach dem Essen – vor allem nach einer üppigen Mahlzeit – hilft ein Tsipouro aber auch der Verdauung. Sowieso gilt er abgesehen von seiner gastronomischen Verwendung auch als Medizin gegen Magenverstimmungen.
Schon mehrmals habe ich von Bekannten gehört, dass Tsipouro sogar prima gegen Erkältungen wirkt: Man gieße sich ein kleines Wasserglas voll Tsipouro ein, reibe sich mit einem Teil des Schnaps den Oberkörper ein, trinke den Rest zügig aus und packe sich dann ordentlich zugedeckt ins Bett. Am nächsten Morgen sei man dann definitiv wieder fit!
Im Winter wird Tsipouro übrigens gern heiß getrunken und zwar in Form von Rakomelo mit Honig und Gewürzen.
7 Gedanken zu “Was ist eigentlich Tsipouro?”
Das ist ja echt interessant, das es „griechischen Grappa“ gibt. Beim nächsten Urlaub in Griechenland muß ich den unbedingt mal probieren.
Hier bei uns ist der ja anscheinend völlig unbekannt.
Gia sou Marcus, das solltest Du wirklich unbedingt mal tun. Ich selbst finde es immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Tsipouro schmecken kann. Hier hat echt jeder Brenner seine eigene, stets streng geheime Rezeptur.
und auf Kreta heißt er Tsikoudia und er schmeckt überall anders. Also probieren und dann dort wieder hingehen wo er am besten schmeckt Ta leme Rainer
Hi,
es gibt süßen oder ungesüßten Tsipouro, und er ist in Thrakien weitaus verbreiteter als in Makedonien. Auch behaupte ich – als Thraker – dass der thrakische der beste ist da er hauptsächlich in „Heimarbeit“ von Generation zu Generation vererbt gebrannt wird.
Liebe Maria,
Wir, mein Mann und ich, lieben Griechenland und die Griechen, vor allem ihre Gastfreundschaft. Jetzt sind wir seit längere Zeit mal wieder in Griechenland, u.z. auf der Halbinsel Kassandra (Chalkidike). Im Gegensatz zu früher haben wir nach einem umfangreichen Essen keinen Ouzo ausgegeben bekommen. Selbst als wir einmal in einem Seafood Restaurant darauf aufmerksam gemacht haben, dass sie vergessen hatten eine Flasche Wein zu 35,00 Euro zu berechnen. Irgendwie kommen uns die Gastwirte nicht mehr so gastfreundlich vor. Hat sich da etwas geändert oder liegt das an uns?
LG
Tsipouro hat auch gerne mal 60% vol.
Der selbstgebrannte von den ganzen Dorfbewohner in Griechenland sind nicht zu spaßen und sind deshalb auch bei Touristen abzuraten