Auswandern: Interview mit Monika

Immer mal treffe ich auf Leute, die sich grob vorstellen könnten, selbst in Griechenland zu leben. Über dass, was man beim Auswandern nach Griechenland beachten sollte, hat meine Kollegin Maria ja kürzlich erst berichtet. Und heute lassen wir unsere Stammleserin Monika, welche selbst auf Korfu lebt, von ihren persönlichen Erfahrungen erzählen.

Ein InterviewLiebe Monika, seit wann bist Du in Griechenland?
Ich pendelte 7 Jahren zwischen Griechenland und Deutschland, d.h. ich habe in der Zeit von Mai bis Ende Oktober in einem Ferienclub gearbeitet und die Wintermonate in Bayern verbracht. Nach und nach fühlte ich mich in Griechenland mehr zu Hause als in Deutschland. Letztes Jahr habe ich mich dann entschlossen hierher umzuziehen.

Magst Du vom Auslöser erzählen, der Dich auswandern ließ? Und warum ausgerechnet Griechenland?
Ich kann mich genau an den ersten Auslöser erinnern. Als ich das erste Mal nach Griechenland kam und mit der Fähre auf die Insel Thassos übersetzte, hatte ich das Gefühl von Nachhausekommen. In den drei Wochen Urlaub, die ich dort verbrachte ist mir so viel Hilfsbereitschaft begegnet, die Familie in deren Appartementhaus ich gewohnt habe, hat mich behandelt wie ein Familienmitglied und mir die Mentalität und Kultur des Landes näher gebracht. Das alles hat mich tief beeindruckt. Seit ich nach diesem ersten Urlaub abgereist bin, hat mich die Sehnsucht nach diesem Land nie mehr wieder losgelassen.

Hast Du vorher schon mal im Ausland gelebt? Wenn ja, wo?
Ich habe vor über 20 Jahren für 6 Monate in der Toskana in einem Seminarhaus gelebt und gearbeitet. Dort ist der Traum geboren irgendwann in einem südlichen Land am Meer zu leben.

Wie hast Du Dich auf Deine Auswanderung vorbereitet?
Ich habe Checklisten geführt, was zu tun ist, z.B. Adressenumstellung, was ist abzumelden, was ist zu kündigen, das Durchforsten von Versicherungsunterlagen, um zu sehen welche noch sinnvoll sind sie auch im Ausland weiterzuführen, die Organisation des Umzugs hat viel Zeit beansprucht, vor allem die Entscheidungen was brauche ich wirklich und wovon kann ich mich trennen.

Was am Auswandern ist Dir besonders schwer gefallen?
Verwandte und Freunde in Deutschland zurückzulassen, fiel mir schwer und ich vermisse diese mir vertrauten Menschen oft sehr.

Gibt es hier Sachen, die Dich tierisch nerven? Und wenn ja, welche?
Behördengänge empfinde ich als anstrengend. In den meisten Ämtern gibt es keine Hinweistafeln, man muss sich von Zimmer zu Zimmer durchfragen, es gibt keine Wartenummern und so verbringt man viel zu viel Zeit auf Ämtern und Banken. Das Wort „awrio“-morgen ist ein dehnbarer Begriff hier, wenn z.B. ein Handwerker verspricht etwas zu erledigen kann morgen auch nächste Woche bedeuten. Man muss sich eine gewisse Gelassenheit aneignen, sonst reibt man sich auf.

Wie zufrieden bist Du heute mit Deinem Leben?
Es sind andere Dinge die mich hier zufrieden sein lassen als in Deutschland: das einfache Leben, die Entschleunigung, das Leben in und mit der Natur, ein kleines Schwätzchen hier und dort, die vielen Sonnenstunden und der Blick aufs Meer tun mir gut. Der Konsumzwang lässt nach, es sind viele Kleinigkeiten und herzliche Begegnungen, die mich dankbar sein lassen.

Wie lange hast Du vor, hier zu bleiben?
Diese Frage möchte ich mir noch offenhalten. Ich finde es spannend zu beobachten wohin das Land sich entwickeln wird. Die Krise, die das Land beutelt und viele Menschen ganz existenziell betrifft kann auch eine Chance neue Wege einzuschlagen und dahingehend sehe ich viele kreative Ansätze, gerade bei jungen Leuten die es wagen aufzubegehren, es aber nicht nur beim Protestieren belassen, sondern aus Liebe zu ihrer Heimat nach Lösungen suchen. Griechenland hat so viel zu bieten und ich möchte meinen Beitrag leisten im Tourismus den Menschen das Land näherzubringen. Ich bewundere das Improvisationstalent der Griechen und ihren Mut sich Missständen entgegenzustellen.

Was würdest Du jemandem raten, der überlegt hierher auszuwandern?
Nicht aus einer ersten Euphorie heraus eine solche Entscheidung zu treffen, sondern sich auch mit den Schattenseiten des Landes auseinanderzusetzen.
Für mich war es auch wichtig vor einigen Jahren einen Winter auf einer Insel zu erleben, der so ganz anders ist als der Sommer, in dem Touristen die Orte beleben, Tavernen, Cafés und Restaurants geöffnet sind und das pralle Leben stattfindet mit unzähligen Arbeitsstunden, während im Winter viele Geschäfte geschlossen sind und es sehr ruhig wird. Der Kontrast zwischen diesen beiden Jahreszeiten ist immens und stellt eine große Herausforderung dar.

Um Auszuwandern muss man sich eine große Portion Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aneignen, man kann nicht mit den deutschen Maßstäben und Ansprüchen an das Auswanderungsland herangehen. Aber es lohnt sich den eigenen Blick auf die Dinge zu verstellen, z. B. kann man sich aufregen, wenn man im Supermarkt in der Schlange steht und die Kassiererin angeregt mit einer Kundin plaudert, oder man kann sich freuen, wenn sie sich dann auch Zeit für einen selbst nimmt und hilft die Waren sorgsam in Tüten einzupacken.

Liebe Monika, das Team vom Griechenlandreise-Blog bedankt sich bei bei Dir für Deine Zeit und die offenen Worte!

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