Die Parteien Griechenlands: Die Chrysi Avgi

Die aktuelle Wirtschaftskrise hat Griechenland in eine tiefe Rezession geführt. Davon sind alle sozialen Schichten getroffen, besonders aber die ärmeren. Die zunehmende Arbeitslosigkeit, vor allem bei den Jugendlichen sowie die zunehmende Verarmung der Gesellschaft, haben zum Aufstieg der neonazistischen Partei  „Chrysi Avgi“ („Goldene Morgenröte“) geführt. Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und Populismus bilden den Kern ihres Glaubens.

Der Sturz der militärischen Diktatur im Jahr 1974 und die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg boten keinen fruchtbaren Boden für rechtsradikale Ideen. Als Chrysi Avgi in den 80er-90er Jahren gegründet wurde, lebte diese neue Partei im marginalen Rand der griechischen Gesellschaft. In den Wahlen im Jahr 2009 z.B. erreichte sie nur 0,29% der Stimmen. In Griechenland war man stolz, dass der Rechtsradikalismus nur geringe Akzeptanz erhielt. Dieses Bild hat sich inzwischen völlig geändert…

Die Polemik der „Goldenen Morgenröte“ richtet sich hauptsächlich gegen das bisherige politische System und gegen die Ausländer. Die beiden bisher stärksten Parteien Nea Dimokratia (konservativ/neoliberal) und PASOK (sozial/demokratisch) werden wegen Korruption und Gehorsamkeit gegenüber der Sparpolitik der Troika (EU, EZB, IWF) kritisiert. Damit erscheint Chrysi Avgi als eine neue „rebellische“ Macht. Chrysi Avgi gewinnt auch Stimmen wegen ihrer Fremdenfeindlichkeit. Sie verspricht nämlich, alle Migranten zurück in deren Heimat zu schicken. Bei den Wahlen im Juni 2012 erreichte Chrysi Avgi fast 7%, also rund 440. 000 Stimmen.

Aktuelles von der „Chrysi Avgi“

Bis vor Kurzem versuchte die Regierung Griechenlands die zunehmend erfolgreiche Crysi Avgi zu ignorieren. Und das, obwohl die Mitglieder der Partei niemals einen Hehl aus ihrer rechtsradikalen Haltung gemacht haben. Auch vermehrte Übergriffe gegen Ausländer und ideologische Gegner änderten daran wenig. Selbst die Ermordung eines 27-jährigen Pakistani im Januar 2013 hatte keinerlei ernsthafte Folgen für die Partei. Als dann aber im September 2013 der 34-jährige (linke) Musikers Paulos Fyssas von einem Anhänger der Chrysi Avgi erstochen wurde,  fing die Regierung an zu reagieren. Die als Erstes veranlassten Untersuchungen brachten Erstaunliches ans Licht: Wie Ex-Mitglieder verrieten, wird die Organisation anhand paramilitärischer Vorbilder geführt. Und sie soll ein Waffenarsenal besitzen, welches bis jetzt unentdeckt geblieben ist.
Mitte Oktober 2013 wurde die staatliche Finanzierung der Partei gestoppt. Und drei Abgeordnete, unter ihnen der Vorsitzende N. Michaloliakos, sitzen mittlerweile unter dem Vorwurf der Gründung einer kriminellen Organisation im Gefängnis.

Laut Umfragen bleibt Chrysi Avgi trotz der mittlerweile täglichen Enthüllungen über illegale Aktionen, die drittstärkste der Parteien Griechenlands. Ein Teil der Bevölkerung sieht in ihr offensichtlich unverändert eine Hoffnung.

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