Geburtstag versus Namenstag

In Deutschland wird fleißig Geburtstag gefeiert, Namenstage sind praktisch unbekannt. Wussten Sie jedoch, dass das in Griechenland umgekehrt ist?

Ikone eines Heiligen auf KretaDer Namenstag ist der Gedenktag, an einen Heiligen oder eine Heilige. Dieser Gedenktag ist der Todestag des Heiligen oder des  Märtyrers, der in den ersten christlichen Jahren als sein „Geburtstag“ im Himmel gefeiert wurde.

Die Gewohnheit nach Heiligen benannt zu werden, geht auf diese frühchristliche Zeit zurück. Die Katechoumenen (alle, die zu Christen vorbereitet wurden) nahmen ihren neuen, christlichen Namen kurz vor ihrer Taufe an und gaben dafür ihren Geburtsnamen auf. Damit wurde die Eingliederung in die christliche Gemeinschaft und die Distanzierung zur alten heidnischen Religion signalisiert. Diese Taufe erfolgte damals stets zu Ostern. Mit der heute noch üblichen Kindstaufe kurz nach der Geburt soll die Idee zusammenhängen, dass der Heilige, dessen Namen das Kind bei der Taufe bekommt, sein Schutzpatron wird.

Im Westen hat durch Luthers Reformation im 16 Jhd. die Feier des Namenstags unter den Protestanten an Bedeutung verloren. Hier wird das individuelle Geburtsdatum gefeiert. Dagegen ist der Namenstag in manchen katholischen Ländern, wie Italien und Spanien deutlich wichtiger. Vor Allem in den orthodoxen Ländern wie Griechenland, Russland und Bulgarien sind die Namenstage mindestens gleichbedeutend mit dem Geburtstag. Dies liegt wahrscheinlich an der auch heute noch oft sehr engen Beziehung zwischen Gesellschaft und Religion.

In Griechenland sind die Namenstage (onomastiki giorti) so wichtig, dass sie in vielen Zeitungen bekannt gegeben werden. Und online gibt es nicht wenige griechische News-Seiten, auf denen gleich auf der Startseite die Namenstage des Tages durchs Bild tickern. So läuft man keinesfalls Gefahr, sich durch einen vergessenen Namenstag in der Familie unbeliebt zu machen…

Den Namenstag feiert man hier bei uns in Griechenland gewöhnlich zu Hause mit Verwandten und Freunden. Und im Gegensatz zur Geburtstagsfeier, kommen die Gäste ohne Einladung vorbei. Das „Namenstagskind“ bietet Getränke, Häppchen und Süßigkeiten an und wird beschenkt. Und das Telefon klingelt den ganzen Tag über pausenlos, da alle entfernt wohnenden Bekannte ebenfalls gratulieren wollen.

Als Gratulant dagegen muss man oft sogar mehrere Besuche an demselben Tag machen. Dies liegt erstens an der Tradition, die Kinder nach den Großeltern zu benennen: Damit werden über Generationen hinweg dieselben Namen immer wieder wiederholt. Und deswegen haben auch sehr oft Cousins genau die gleichen Namen. Und zweitens kann ein Tag sogar mehreren Heiligen gewidmet sein.

Die heutige Generation erwachsener Griechen hat oft keine Lust mehr auf Namen wie Ioannis, Nikos oder Kostas. In den letzten Jahren wurden daher oft auch wieder bis dahin fast vergessene altgriechische Namen vergeben.

Aber keine Angst: Auch die feiern ihren Namenstag! Viele Märtyrer oder Heilige hatten nämlich altgriechische Namen. Und letzten Endes sind auch Nikolaos, Georgios oder Dimitrios altgriechische Namen…

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