Der 17. November ist in Griechenland ein Tag, der den Studenten gewidmet ist. Schule und Universitäten bleiben geschlossen. Im Hof der Nationalen Technischen Universität von Athen finden Gedenkveranstaltungen statt. Dieses Datum ist der Erinnerungstag des Aufstandes der Studenten der Nationalen Technischen Universität von Athen („Εθνικό Μετσόβιο Πολυτεχνείο”, kurz: Polytechnio) – gegen die Militärdiktatur.
Am 14. November 1973 haben die Studenten des „Polytechnio“ das Gebäude besetzt. Mit einem eigenen Radiosender rufen sie zum Kampf gegen die damals bereits sieben Jahre andauernde Diktatur auf. Geschätzte 100.000 Athener machen mit. In den Straßen Athens finden daraufhin Kämpfe zwischen Polizisten und Bürgern statt. Ein Minister besucht die technische Hochschule und droht, mit Gewalt die Besetzung des Gebäudes aufzulösen.
Mitternacht zwischen 16. und 17. November, die Straßenbeleuchtung ist bereits abgeschaltet, fahren dann die Panzer raus. Die Stimme im Studenten-Radio ruft: „Die Soldaten sind unsere Brüder, sie werden uns nicht angreifen“. Um 3.30 Uhr reißt dennoch ein Panzer das Eingangstor des Polytechnio ein. Die Studenten im Hof und an den Gittern geraten in Panik. Die Soldaten stürmen und beginnen das Gelände zu räumen. Die teilnehmenden Polizisten gehen dabei so gewalttätig vor, dass viele Soldaten versuchen, die Studenten vor der Gewalt der Polizei zu schützen. Die Stimme im Radiosender singt vor seiner Verhaftung die National Hymne.
Der 17. November 1973 bildet die Spitze der studentischen Bewegungen für die Demokratisierung des Ausbildungssystems und anschließend des politischen Systems. Vorher, im Februar 1973 hat die Besetzung der Jura-Fakultät in Athen stattgefunden. Die militärische Diktatur wollte die absolute Kontrolle über den Inhalt und die Ziele der akademischen Bildung haben. Sie hat die studentischen Wahlen abgeschafft und zu Regie Sympathisanten – studentischen Komitee angestellt. Studenten, die als ideologische Gegner betrachten wurden, müssten ihr Studium abbrechen und ihr Militärdienst machen. Studenten, die an Protesten gegen die Diktatur teilnahmen, wurden verhaftet und gefoltert.
Der studentische Aufstand im November 1973 hat die militärische Diktatur nicht gestürzt. Allerdings hat er demonstrativ gezeigt, dass die Militärjunta unerwünscht war. Dimitrios Ioannidis, ein Hardliner Offizier der Militärjunta, nutzte die entstandene Situation als Gelegenheit, den Diktator Georgios Papadopoulos durch einen Putsch abzusetzen. Seine Zypern-Politik hat die türkische militärische Invasion provoziert, die letztendlich zum Sturz der militärischen Diktatur in Griechenland führte. Und die beim Einsturz des Tores verletzte Studentin Pepi Rigopoulou hat überlebt. Sie wurde dann später sogar Professorin an der Universität von Athen.