Griechen und Albaner – Fremdenfeindlichkeit und die eigene (griechische) Identität sind die zentralen Themen in Fillipos Tsitos Film „Kleine Wunder in Athen“ von 2009:
Jeden Morgen öffnet Stavros (Antonis Kafetzopoulos) das Eisengitter seines Kleinwarenlädchens im Athener Stadtviertel „Akademia Platonos“, hängt die Tageszeitungen zum Verkauf auf und ordnet dann vier Stühle für seine Freunde aus der Nachbarschaft an. Aufgrund fehlender Kundschaft vertreiben sich die verschrobenen Kumpels auf andere Art die Zeit. Unter anderem schließen sie Wetten ab, ob ihr Hund „Patriot“ vorbeikommende Fußgänger als Albaner erkennt oder nicht. Patriot ist nämlich dazu erzogen, Albaner auf einen Meter Entfernung zu erkennen und anzubellen.
Dass dann ausgerechnet in ihrem Stadtviertel mit dem Bau eines Denkmals für „Interkulturelle Solidarität“ begonnen wird, stört die Freunde gewaltig. Ausgerechnet albanische Gastarbeiter tummeln sich nämlich jetzt auf der Baustelle. Im Gegensatz zu den Ladenbesitzern haben diese zu tun, sie schaffen, bauen auf, verändern. Ebenso wie die Chinesen, die gleichzeitig im Stadtviertel Einzug halten und sich scheinbar täglich vermehren, von den Griechen aber mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Angst betrachtet werden.
Doch für Stavros ist der Umbau seiner Kreuzung noch nicht einmal das größte Problem. Er lebt mit seiner Mutter zusammen, die einen Schlaganfall erlitten und seitdem „nicht mehr ganz bei sich“ ist. Diese spricht von einem Tag auf den anderen fließend albanisch. Schlimmer noch, sie glaubt, in einem der Bauarbeiter ihren verlorenen Sohn zu erkennen, den sie bei ihrem Umzug nach Athen zurücklassen musste. Plötzlich muss Stavros sich mit seinem albanischen „Bruder“ und mit seiner eigenen Identität auseinandersetzen. Gehört er womöglich auch zu denen, auf die er sein Leben lang hinabgeblickt hat?
Obwohl sich „Kleine Wunder in Athen“ mit einem gesellschaftlich totgeschwiegenen Problem auseinandersetzt, ist der Film alles andere als bitter. Im Gegenteil: Die Figuren sind liebenswert, der Humor ein bisschen bizarr. Den gehobenen Zeigefinger sucht man vergeblich, trotzdem regt die Geschichte zum Nachdenken an. Eine unbedingt sehenswerte Tragikomödie des modernen Griechenlands.