Überladener Plastiktannenbaum, üppiges Essen und süße Honigkringel – wer denkt, dass Weihnachten in Griechenland derart begangen wird, hat noch nicht genau hingesehen. Denn in Griechenland gibt es zahlreiche wirklich alte Traditionen und Bräuche, die sorgsam gepflegt bis heute erhalten sind.
So gibt es den Weihnachtsbaum in Griechenland erst seit wenigen Jahrzehnten. Traditionell wird in der Vorweihnachtszeit ein Schiff mit Lichterketten geschmückt. Damit gedenkt und ehrt man die vielen Seefahrer, die Weihnachten auf See, fernab der Heimat feiern müssen.
Den Heiligabend verbringen die griechischen Kinder nicht mit Warten auf den Weihnachtsmann, denn dieser bringt ihnen sowieso erst am 01. Januar Geschenke. Am 24. Dezember ist Griechenlands Jugend unterwegs, um die Nachricht von der Geburt Christi zu verbreiten. Mit einer Triangel ziehen sie von Haus zu Haus und singen die „Kalanta“. Das sind Weihnachtslieder, die von der „Guten Nachricht“ handeln. Jede Region Griechenlands hat dabei ihre eigene Version der Kalanta. Die Sänger erhalten an den Türen Süßigkeiten oder ein wenig Geld.
Am Heiligabend wird auch ein Feuer im Kamin entzündet, und zwar mit einem besonders schönen und starken Oliven- oder Kiefernholzstück. Laut der Tradition bleibt nämlich das Christuskind in seiner Krippe warm, solange das Weihnachtsholz brennt.
Und dann hält dieses Weihnachtsfeuer auch noch die „Kalikatzari“ fern: Diese hässlichen, schmutzigen und stinkigen Kobolde hausen normalerweise in der Unterwelt und kommen nur in der Weihnachtszeit auf die Erde. Diese schwarz behaarten Wesen, halb Mensch halb Ziege, kommen dazu nachts aus ihren dunklen Verstecken und dringen in die Häuser ein. Dort fressen sie die Weihnachtskekse, zermatschen das übrige Essen, verunreinigen Wasser, Milch und Wein und verwüsten die Häuser. Um sie davon abzuhalten wird das Feuer im Kamin 12 Tage lang erhalten.
In einigen Gegenden Griechenlands wird zu Weihnachten auch Holz verheiratet. Dazu verbrennt man ein Stück Holz eines Baums mit einem weiblichen Namen z.B. Kirsche („η κερασιά“) gemeinsam mit einem “männlichen Holz” z.B. Platane („ο Πλάτανος“).
Neben dem Feuer spielt jedoch auch das Wasser eine Rolle bei den griechischen Weihnachtstraditionen. In Zentralgriechenland “füttern” die jungen Mädchen in der Heiligen Nacht einen Brunnen. Sie nehmen einen Krug und füllen diesen in der Wasserstelle des Dorfes. Dort legen sie dabei verschiedenen Lebensmittel ab, Brot, Butter, Käse, Honig, Nüsse und füttern somit den Brunnen. Schweigend machen sich die Mädchen dann auf den Weg nach Hause. Und man sagt, dass diejenige, welche zuerst ihr Haus erreicht und dieses mit dem Wasser im Krug bespritzt, im folgenden Jahr Glück haben wird.