Oktober ist Kastanienzeit

Viele Leute wissen gar nicht, dass es nicht nur in Süddeutschland und in Frankreich, sondern auch in Griechenland Esskastanien gibt. Aber wo stehen Esskastanien? Und was machen die Griechen damit?

Esskastanien, Maronen, MaroniIn einigen Regionen Griechenlands ziehen im Oktober ganze Trupps zum Maronen-Sammeln in die Berge. Und da solch ein Ausflug in die Wildnis auch schon mal ein paar Tage dauern kann, muss oft außer einiger Säcke und festen Handschuhen, auch die Verpflegung mitgeschleppt werden. In den besonders entlegenen Waldgebieten haben Generationen von Sammlern kleine Hütten gebaut. In diesen wird dann übernachtet. Und hier können auch die bereits gesammelten Schätze bis zur Rückreise zwischengelagert werden.

Besonders verbreitet ist dieser Brauch in Thessalien. Im Nordosten des Pilion zum Beispiel gibt es einige unbesiedelte Regionen, in denen es keine Straßen, keinen Strom – aber dutzende dieser kleinen Hütten gibt. Aber Esskastanien werden ebenso in Mazedonien, auf Lesbos und auf Kreta gesammelt.

Die Bäume der Esskastanie werden bis zu 35 Meter hoch und locker hundert Jahre alt. Jeder erwachsene Baum trägt in normalen Jahren bis zu 50 Kilo dieser dunkelbraunen Delikatesse. Im Sommer kann man Esskastanien-Bäume schon von Weitem an dem deutlich helleren Grün ihrer Blätter erkennen. Von näherem betrachtet, erinnern mich diese länglichen, einzeln stehenden Blätter eher an Kirschbäume: Mit den bei uns geläufigen (Ross-)Kastanien hat das so gar nichts zu tun!

Und auch die Früchte sehen deutlich anders aus: Sie stecken in mit tausenden feiner Stacheln besetzten Kugeln. Diese sollte man besser nicht ohne Handschuhe anfassen! Tut man es doch, kann man sicher sein, auch Tage später durch regelmäßiges Piken irgendwo in den Händen, an seine Unvernunft erinnert zu werden. In diesen wehrhaften Kugeln stecken stets drei Maronen. Von denen weisen normalerweise zwei eine brauchbare Größe auf. In Form und Farbe erinnern diese Maronen dann doch wieder an ihre mitteleuropäischen Verwandten. Nur sind sie deutlich kleiner und nicht so glänzend, wie Rosskastanien.

Zur Zubereitung von Maronen gibt es natürlich hunderte Rezepte. Diese fangen stets damit an, den essbaren Kern von der harten Schale und der darunterliegenden Haut zu befreien. In Griechenland geschieht das traditionell durch Rösten: Die Maronen werden dazu in einen Kessel gegeben, welcher über ein offenes Feuer gehängt wird. Regelmäßiges Rühren in dem Topf stellt sicher, dass alle Maronen nach ein paar Minuten aufplatzen.

Viele gute Restaurants in Griechenland decken sich jeden Herbst mit einigen Säcken dieser Köstlichkeit ein. Und in den Touristenorten stehen Kastanienverkäufer – sogenannte „Kastanas“ („καστανάς“) – mit Ihren Grills abends am Straßenrand. Sollten Sie also jetzt im Herbst in Griechenland unterwegs sein, hätten Sie gute Chancen, frische griechische „Kastania“ („Καστανιά“) zu probieren. Und falls Ihr Reisegepäck noch zusätzliches Gewicht zulässt, dürfte das eine oder andere Kilo selbst gesammelter Maronen ein nettes Souvenir ergeben…

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